Sumi-e, japanische Tuschmalerei

Sumi-e, japanische Tuschmalerei – Vögel

Sumi-e bezeichnet eine traditionelle Kunstrichtung  aus Japan und bedeutet übersetzt  „sumi“: Schwarze Tusche und „e“: Bild oder Malerei.

Sich in dieser Kunst zu üben ist ein Unterfangen, das einem lebenslangen, beständigen Weg der geistigen Schulung gleicht. Ein Weg, der in das eigene Leben hineinführt.  Ein „Auslernen“ gibt es nicht.

Über Jahrhunderte entwickelte sich in China die Tuschmalerei zum wichtigsten Zweig in der bildenden Kunst. Auf verschiedensten Wegen erreichte und beeinflusste sie die Künstlerwelt Ostasiens. Auch in Japan gründeten sich Schulen und entstanden Stilrichtungen.

Die Materialien, mit denen gemalt wird, sind Pinsel, die sehr viel Wasser aufnehmen können, schwarze oder farbige Tuschen, feine saugende Papiere. Traditionell wird die Tusche aus festen Blöcken angerieben,  es wurde und wird auch auf Seide getuscht. Tusche, Pinsel, Tuschstein und Papier werden in China als „die vier Schätze“  bezeichnet.

Raben

Vergleichbar mit anderen traditionellen Künsten des Ostens braucht es für sumi-e nicht unbedingt künstlerische Begabung – es geht vielmehr um eine innere Einstellung, die durch vieljährige Konzentrationsübung erworben wird. Das Wesen der Dinge entdecken, ihnen ins Herz schauen, und  dann ohne kleinliche, störende Gedanken absichtslos den Pinsel schwingen!

Leicht gesagt, schwer getan … Das, was angestrebt wird in der Tuschemalerei ist Schlichtheit, Ungezwungenheit, innere Ruhe. Kraftvoll, jagend fangen die Pinselstriche Szenen der uns umgebenden lebendigen Welt ein – wir wissen um das Davor und das Danach und die Vergänglichkeit. Im Unterschied zur europäischen Bildgestaltung werden keine Schatten gemalt, Perspektive entsteht durch die Gestaltung vom Dunklen ins Helle. Wichtige kompositorische Prinzipien sind  Asymmetrie und der leer gelassene Bildgrund.

Waldkauz – Vogel des Jahres 2017

Sumi-e zu üben, bedeutet immer auch,  sich der Natur hinzuwenden, ihre universelle Schönheit zu empfinden.  Motive bietet die Pflanzen- und Tierwelt reichlich. Eine Quelle der Inspiration sind auch meisterliche Darstellungen verschiedener Zeiten und Stile.  Die Landschaftsmalerei zählt zu einer eigenständigen  Richtung der traditionellen Tuschemalerei.

Diese Kunst wird weitergegeben vom Meister zum Schüler, es ist eine sehr persönliche Übermittlung. Ich lerne seit einigen Jahren bei der sumi-e-Meisterin Rita Böhm. In ihrem Unterricht vermittelt sie die Tradition der Shijo-Malschule, die sich mit Konzepten und Techniken chinesischer, japanischer und westlicher Kunst auseinandersetzt und bis heute in Japan lebendig ist.